Was ist Thinking Aloud?

 

Laut denken, also Gedanken laut auszusprechen, ist die Grundidee des Usability-Testansatzes „Thinking Aloud“. Die Think-Aloud-Methode besteht darin, Probanden aufzufordern, laut zu denken, während sie eine Aufgabe auf einer Webseite lösen. Die ausgesprochenen Gedanken werden anschließend analysiert. Im Usability-Bereich werden häufig Webseiten auf diese Weise untersucht. Aber auch zu Videos oder Werbeanzeigen kann mit Thinking-Aloud Feedback gesammelt werden. Die Testpersonen werden dabei in der Regel durch einen Studienleiter begleitet, der, falls nötig, an das laute Aussprechen der Gedanken erinnert und ggf. Fragen stellt. Auch eine Durchführung von Remote-Studien ist möglich.

Vorteile von Thinking Aloud

 

 

 

Thinking-Aloud liefert ein gutes Verständnis der Gedankenwelt und Werte potenzieller Nutzer. Durch Nachfragen können Unklarheiten beseitigt werden. Die Analyse ist leicht, da nur das gesprochene Wort verstanden und zusammengefasst werden muss. Ohne Interpretation kann mit dieser Methodik schnell Nutzerfeedback gesammelt werden.

Nachteile von Thinking Aloud

Der größte Nachteil an diesem Verfahren ist, dass das Verhalten der Testpersonen stark beeinflusst wird. Durch das Sprechen wird die Interkation verlangsamt. Der Fokus liegt häufig nicht mehr auf der möglichst effizienten Durchführung der Aufgabe, sondern auf den Rückmeldungen, die gegeben werden. Die Ablenkung durch eventuelle Nachfragen des Studienleiters ist groß. Häufig finden Fokussierungen auf einzelne Themen statt, etwa spezifische Bereiche einer Webseite oder Elemente der Bedienung. In einer natürlichen Situation würde der Tester in seiner Interaktion einen problematischen Bereich schnell wieder verlassen. Im Thinking Aloud werden häufig Argumente wiederholt und Probleme untermauert, besonders bei positiver Rückmeldung durch den Studienleiter („Soziale Erwünschtheit“). Gleichzeitig fällt es introvertierten oder nicht-muttersprachlichen Personen schwer, sich in einer Testsituation zu äußern und Kritik anzubringen. Die Zielgruppe wird somit eingeschränkt.

Thinking Aloud mit EYEVIDO Lab

Mit der Software EYEVIDO Lab werden Thinking-Aloud-Studien realisiert, indem der Ton während der Testdurchführung aufgezeichnet wird. Der Studienleiter benötig kein Diktiergerät und muss kein Gesprächsprotokoll mitführen. Eine automatische Transkription der verbalen Äußerungen befindet sich in der Entwicklung und wird die Studienauswertung in Zukunft noch weiter vereinfachen.

Die Tonaufnahme mit dem gesprochenen Feedback wird später auf Screenshot-Basis, für alle Nutzer, die die gleiche Webseite betrachtet haben, oder als komplette Nutzersession als Screencast abgespielt. Besonders das Abspielen des gesprochenen Wortes zu einem bestimmten Screenshot macht die Analyse des Gesprochenen sehr effizient, da explizit das Feedback zu einer bestimmten Seite abgespielt werden kann.

In beiden Fällen ist die untersuchte Webseite als Bildschirmaufzeichnung hinterlegt, so dass immer deutlich ist, auf welchen Teil der Webseite sich die Äußerungen beziehen

“User Inyerface” ist eine bewusst nicht intuitiv aufgebaute Webseite mit vielen “Usability-Fallen”. Das Team von EYEVIDO hat sich der Herausforderung gestellt und versucht, jede Aufgabe zu bewältigen, während Reaktionen mit Eyetracking und Sprachaufzeichnungen aufgezeichnet wurden.

Thinking Aloud mit Eyetracking

Thinking Aloud beeinflusst das Verhalten von Testpersonen. Deshalb lassen sich Eyetracking-Daten die in Kombination mit Thinking Aloud aufgezeichnet wurden, nicht zur Analyse des Nutzerverhaltens heranziehen. Allerdings liefern die Eyetracking-Daten interessante Rückschlüsse darauf, auf welchen Bereich sich verbale Äußerungen beziehen. Die Gesamtheit der Eyetracking-Daten liefert Informationen darüber, welche Teile besonders im Thinking Aloud im Fokus standen und z.B. besonders heftig kritisiert wurden.

Was ist retrospective Retrospective Thinking Aloud (RTA)?

Eine Variante des Thinking Aloud ist das Retrospective Thinking Aloud (RTA). Dabei interagiert die Testperson zunächst so unbeeinflusst wie möglich mit einer Webseite ohne dabei zu sprechen. Sie löst beispielsweise eine alltägliche Aufgabe unter möglichst realen Bedingungen. Währenddessen werden die Nutzerdaten (Bildschirm, Maus, evtl. Eyetracking, …) aufgezeichnet. Im Anschluss betrachtet die Testperson gemeinsam mit dem Studienleiter oder der Studienleiterin das Video ihrer eigenen Nutzersitzung und kommentiert rückblickend ihr Vorgehen und ihre Gedanken. Das Verfahren ist zeitaufwändig, aber sehr aussagekräftig, die meisten Nachteile des Thinking Alouds entfallen mit diesem Verfahren.

Im RTA unterstützen aufgezeichnete Eyetracking-Daten die Testperson dabei, sich an das vorhergehende Erlebnis zu erinnern und sich zum betrachteten Bereich zu äußern

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